1000 Jahre Dom zu Worms
Im Gespräch mit dem Installationskünstler Ingo Bracke über das Großprojekt zum 1000 jährigen Jubiläum des Doms zu Worms
Der Tag senkt sich leise, unzählige Blicke richten sich erwartungsvoll gen Himmel, richten sich auf die Westfassade des Wormser Doms. Vorsichtige Töne steigen empor, gefolgt von mächtigen Klängen aus längst vergangener Zeit. Die Menschen stehen staunend in dem sich allmählich bildenden Klang- und Farbenraum auf dem Platz vor dem altehrwürdigen Kirchengebäude, dessen Zweiturm Fassade sich noch gegen das Restlicht des Abendhimmels abhebt. Nach einer halben Stunde versinkt die ungewöhnliche Szenerie im Dunkel der Nacht, die Menschenmenge wandert weiter. Sie hält Einzug in das Innere des Petrus-Doms, betritt einen zweiten gänzlich anders konzipierten Erfahrungsraum aus Licht, Farbe und Klang, der sie nach allen Seiten hin umfängt.
Das Lichtkunstwerk „LichtKlang.Dom“ ist der Höhepunkt und Abschluss der Feierlichkeiten zum 1000jährigen Domjubiläum in Worms am 7. und 8. September 2018. Während des Freitag- und Samstagabends entsteht und vergeht dieser multimediale Raum insgesamt achtmal. Pro Aufführung können 700 Menschen die komplexe Inszenierung erleben. An diesem Wochenende sind es schließlich insgesamt 5500 Zuschauer, die der Einladung des international renommierten Lichtkünstlers Ingo Bracke und dem Bistum Mainz folgten.
Gut ein Jahr ist seitdem vergangen. Wir halten noch einmal eine Rückschau im Gespräch mit dem Regisseur des Abends Ingo Bracke.
Rad-Magazin:
Das war ein eindrucksvolles und aufwendiges Lichtkunstprojekt. Können Sie uns etwas zum Enstehungsprozess erzählen?
Ingo Bracke:
Im Jahr 2018 war „LichtKlang.Dom“ mein aufwendigstes Projekt. Angefragt hatte das Bistums Mainz, da einigen der Verantwortlichen für die Programmgestaltung der Feierlichkeiten zu „1000 Jahre Dom zu Worms“ meine Licht-Klangprojekte bereits bekannt waren. Das Rhein-Main-Gebiet ist meine geografische Heimat, dort habe ich in den vergangenen 20 Jahren bereits zahlreiche ähnliche Projekte verwirklichen können: am Loreley-Felsen, in Worms, Aschaffenburg, Kaiserslautern, …
Rad-Magazin:
Wodurch hat sich das Projekt „LichKlang.Dom“ von Ihren anderen Arbeiten unterschieden?
Ingo Bracke:
Zunächst einmal war es sicher die Dimension. Allein die Ausmaße des Doms sind enorm. Um die beeindruckende Fläche an der Westfassade bespielen zu können, hat es einer aufwendigen, lichtstarken Technik bedurft. Vom Innenraum des Doms ganz zu schweigen. Ich habe gerade für diesen eine ganz neue Konzeption der Video-Projektionen entwickeln müssen. Aber auch thematisch und organisatorisch war das Projekt außergewöhnlich anspruchsvoll.
Architektonisch ist der Wormser Dom ein wunderbares, formvollendetes romanisches Raumkunstwerk. Die schlichten Raumformen wurden in der Barockzeit durch Altareinbauten von Balthasar Neumann ergänzt. Romanik und Barock, echter Stein und materialhafte Illusionskunst gehen bei diesem Gesamtkunstwerk eine mustergültige Symbiose ein. Wenn ich im Laufe der künstlerischen Arbeit Fragen hatte, musste ich einfach nur hinhören: „Was hat der Raum mir zu sagen ?! Die Antworten waren alle schon vorhanden“
Rad-Magazin:
Vielleicht können Sie zunächst beschreiben, was die Herausforderungen für die inhaltliche Ausarbeitung waren und wie lange Sie insgesamt für die Entwicklung des inhaltlichen Konzeptes benötigt haben?
Ingo Bracke:
An der Entwicklung der Inhalte haben ich und mein Team über ein Jahr gearbeitet. Vorgegeben war natürlich, das im Zentrum des Lichtkunstwerkes die wechselhafte Geschichte des Doms stehen würde: Bau, Einweihung, Bedeutung im jeweiligen Zeitalter, Zerstörungen und immer wieder Aufbau. Dabei war sicherlich eine Herausforderung, dass der Dom im Laufe seiner Geschichte mehrfach versehrt war und wieder aufgebaut werden musste. Die Schwierigkeit, die sich daraus ergab war, dass wir im Team selbst schon schmunzeln mussten: Hätten wir uns sklavisch an die historische Abfolge der Ereignisse gehalten, so wäre der Abend als ein ständiges Auf und Ab der Zerstörung und des Wiederaufbaus inszeniert worden. Sie müssen wissen, mein Team und ich lieben es, wenn wir in den Projekten Gebäude während Kriegswirren und Feuersbrünsten zusammenstürzen lassen (Ingo Bracke lacht). Die Farben und Klänge der Zerstörung haben ihre eigene Ästhetik und bewegende Momente. - Aber uns war natürlich klar, dass dies zu einer recht einseitigen Dramaturgie führen würde; zumal - da sich im Laufe der Projektentwicklung abzeichnete, dass wir nicht nur die Fassade bespielen würden, sondern auch den gigantischen Innenraum des Doms. Daher mussten wir zunächst mit diesen Dopplungen der Ereignisse umgehen und einen Weg finden, diese Wiederholung zu vermeiden. Sozusagen die Meta-Ebende finden, auf der wir unsere multisensorische Dom-Geschichte werden spielen lassen.
Rad-Magazin:
Und wie haben Sie das Problem gelöst?
Ingo Bracke:
Wie so oft in der Kunst braucht es ja den Widerstand, um eine neue, tiefere und wahrhaftigere Dimension zu erreichen. Nach vielen Gesprächen und Begehungen - hier vor allem mit der Kunsthistorikerin, dem Domprobst, Vertretern des Bistums, dem Organisten - ergab sich schließlich die befreiende Lösung: Wir haben uns entschlossen, das Werk in zwei Akten aufzuführen. Den 1. Akt bildete die Inszenierung an der Westfassade aussen. Im Anschluss daran würde das Publikum in das Innere des Doms geführt werden - zum 2. Akt der Inszenierung. Thematisch haben wir die Baugeschichte des Doms an der Fassade entwickelt und dann im übertragenden Sinne den Innenraum dem Seelenraum des Petrus, der ja Namensgeber des Doms ist, gewidmet. So entstand recht spät der Untertitel „Tu es Petrus“. Als das Mammutwerk dann fertig war, bestand es aus 2 Akten zu jeweils 30 Minuten, d.h. insgesamt ein ganze Stunde, was für eine nicht Darsteller bezogene Aufführung sehr lange ist, zumal das Publikum auch nicht sitzen konnte.
Rad-Magazin:
Das heißt, Ihr Konzept stand gar nicht von Anfang an fest. Sie haben es allmählich entwickelt. Was bedeutet das aber für die Planbarkeit des Projekts in Bezug auf die Technik und natürlich auch auf die Kosten?
Ingo Bracke:
In meiner Art der Konzept-Entwicklung ist das in aller Regel so. Ich arbeite ja nach dem Resonanzprinzip. Alle meine Arbeiten leben davon, dass ich in einen Austausch trete mit den Räumen, ihrer Geschichte, ihren Geschichten und den Menschen vor Ort. All das nehme ich auf, um es mir künstlerisch anzuverwandeln. Es ist ein Prozess des Lauschens, des Schauens, des Erkundens und innerlichen Bewegens an dessen Ende erst das fertige Kunstwerk steht. Dieser Prozess findet auf Intellektueller Ebene wie auch auf emotional intuitiver Eben statt. Alles ist erlaubt, alle Ideenansätze dürfen gedacht werden, oft besprechen wir die Fragestellungen im Team direkt vor Ort. Dort prüfen wir dann Publikumspositionen, Sichtlinien, die Standorte der Technik. Auch die sicherheitstechnischen Belange werden sofort mitgedacht, Fluchtwege, Barrierefreiheit etc..
Wenn die Idee dann geboren wurde, erst dann stellen sich die Fragen nach den Details der technischen Umsetzung. Tja, und da im Allgemeinen das Budget schon früher feststeht, verringert sich manchmal auch mein Überschuss. Da ich meine Projekte zumeist als Generalunternehmer durchführe, bei denen ich neben der künstlerischen Leistung auch alle technischen Komponenten liefere, habe ich innerhalb des Budgetplans entsprechend große Freiheiten… aber im Zweifel für die Kunst und Leistungen werden entsprechend rabattiert oder als Projekt-Sponsoring eingebracht.
Doch in der Regel kalkuliere ich diesen Prozess ja mit ein. Aber ganz ehrlich: Ich könnte von der dann einmal geborenen und für richtig empfundenen Idee kaum mehr nur aus Kostengründen abweichen. Das kann ich einfach nicht, das bin ich dem Gestaltwerdungswillen des Kunstwerkes einfach schuldig.
Für das Projekt „LichtKlang.Dom“ bedeutete das, dass wir allein für die Technik zwei Baucontainer im Aussenbereich aufstellen mussten, sowie einen dritten, in dem mein Team ausreichend Arbeitsplatz hatte, um vor Ort die Feinabstimmung vornehmen zu können. Wir haben die drei Container-Elemente dann so positioniert, dass wir sie gleichzeitig als sicheren Standort für die zahlreichen Projektoren, die auf die Fassade gerichtet wurden, nutzen konnten.
Insgesamt haben wir für den Aufbau der Technik und die Proben zur Feinabstimmung dann mehr als zwei Wochen vor Ort benötigt.
Rad-Magazin:
Welche Technik genau wurde im Aussenbereich eingesetzt?
Ingo Bracke:
Zum Einsatz kamen vier Großbildprojektoren sowie ein lichtstarker Beamer.
Mittels dieser Pani-Projektoren wurde handbemalte Dias an die Fassade projiziert. Die Dias habe ich in der letzten Arbeitsphase am Ort selbst bemalt.
Und - das ist wiederum ein Beispiel dafür, dass sich meine Arbeit immer nur allmählich entwickeln kann - wir haben in den Endproben, also recht kurzfristig beschlossen, in die Aussenprojektion Kinderzeichungen des Doms mit einzubinden. Für diese haben wir dann einen Videobeamer eingesetzt und die Bildinhalte in die handgemalten Sequenzen hineinprojiziert. Die Zeichnungen stammten von den Kindern des Kindergartens der Kirchengemeinde. Meine Arbeitsweise gleicht eher der am Theater, dort wird auch bis zur Premiere noch tief in die Inszenierung eingegriffen. Daher ist mir auch die lange Probenphase vor Ort so wichtig: Nur so kann eine sehr hohes Qualitästniveau erreicht werden, und nur so kann das Kunstwerk organisch aus dem Ort selbst erwachsen.
Rad-Magazin:
Im Innenbereich arbeiten Sie ja auch überwiegend mit Videobeamern. War das im Wormser Dom auch der Fall?
Ingo Bracke:
Ja. Doch aufgrund der Größe und hier vor allem der enormen Höhe des Raumes, habe ich eine ganz neue Anordnung und Zusammensetzung der Bilder entwickelt. Insgesamt waren es dann 16 Projektoren, die den Raum ausleuchteten. Den überwältigenden Altarraum mit dem barocken Hochaltar von Balthasar Neumann habe ich dann mit ca. 30 LED-Scheinwerfern und herkömmlichen Glühlicht zusätzlich bespielt. Das Besondere in dieser Licht-Klanginstallation war zudem, dass sämtliche Kirchenbänke entfernt worden waren, so dass die Zuschauer der Inszenierung im Stehen folgten. Das hatte ich zuvor nur selten gemacht. Gewöhnlich sitzen die Zuschauer während dieser Art der „Licht-Oper“. Die Bildfolgen sind zum Teil so schnell und bewegt, das empfindsamen Menschen im Stehen den Halt verlieren können. Sie müssen sich vorstellen, dass die Videoprojektionen beinah wie in einer 3D-Kuppel über sie hinwegfliegen. Der Raum löst sich visuell auf, da kommt man schon mal ins Schwanken.
Ich wusste also, dass ich hier bei der Umsetzung Rücksicht auf ein stehendes Publikum nehmen musste. Die Bildfolgen waren daher langsamer und ruhiger. Es wurde sogar auf meinen Wunsch hin eine Extra-Probe mit Arzt und Auftraggeber angesetzt, die sicherstellte, dass es für keinen der Zuschauer heikel werden würde.
Rad-Magazin:
Ich kann mir vorstellen, dass die Akustik in dem riesigen Dom ebenso eine besondere Herausforderung darstellte. Können Sie mir dazu etwas sagen?
Ingo Bracke:
Oh, ja, für das gesamte „LichtKlang.Dom“-Projekt haben wir den großartigen Tonmeister Eckhard Kuchenbecker aus Aschaffenburg gewinnen können. Er ist ein wahrhafter Klang-Virtuose und hat unsere Soundtracks sowohl für den äußeren Bereich aber vor allem für das Innere des Doms zu einem wahren Klangerlebnis werden lassen. Er hat den Raum auf Resonanzen hin untersucht, in ihren Fokuspunkten wurden an 6 Stationen Audioboxen installiert. Der Soundscape wurde dann mit einer aufwendigen Technik räumlich verortet. Dem Klangthema des Soundtracks folgend erklang zum Beispiel der Wechselgesang der gregorianischen Chöre zunächst im Altarraum, um dann aus den Seitenschiffen wie durch einen zweiten Chor beantwortet zu werden. Dieser komplexe Aufbau hat etwas in dem Dom von seiner Klangräumlichkeit lebendig werden lassen, so dass seine Geschichte auf wundersame musikalische Weise wieder auferstand: Denn früher war es zum einen tatsächlich so, dass die Kirchenbesucher standen und zum anderen erklangen Chorgesänge auch aus den unterschiedlichen Bereichen des Doms. Diese Orte haben wir daher auch gesucht für unsere Klangquellen: Die Empore, der seitlich angebrachten Schwalbennest Orgel, die Raum Tiefe und den Fernklang am bühnenartig zurückversetzten Hochaltar, die Breite klangliche Präsenz an den Altarstufen und das Echo der Apsis mit der Grablege des Domgründers Bischoff Buchard von Worms.
Rad-Magazin:
Sie erwähnen die Ebene des Klangs, aber was genau kann ich mir darunter vorstellen?
Ingo Bracke:
Die Soundscapes sind das tragende Element meiner Licht- und Klanginstallationen. Nach dem ein Konzept und seine narrative Linie erarbeitet wurde, entstehen sie noch bevor die Videosequenzen angefertigt werden. Für das Wormser Domprojekt wurden mehr als 400 Musiktitel aus den vergangenen 1000 Jahren recherchiert, um dann einige wenige auszuwählen und ganz gezielt zu arrangieren. Neben den Musiken, die durch die Zeiten führen und natürlich den emotionalen Boden für die Erfahrungswelt des Zuschauers bilden, erweitern Klangflächen und Soundimpulse diesen Klangraum. Ich habe ja Bühnenbild und audiovisuelle Kunst, also Klangkunst studiert. Meine Erfahrungen als Regisseur und als Klangkünstler fliessen hier in dem Format der „Licht-Oper“ zusammen.
Rad-Magazin:
Das heißt, die Bilder, beziehungsweise die Videos, werden erst zum Schluss entwickelt.
Ingo Bracke:
Nicht ganz. Wesentliche Bestandteile der Bildinhalte ergeben sich bereits aus den ersten Recherchen zur Kunst- und Kulturgeschichte: historische Druckgrafiken mit Stadtansichten, Baupläne, Abbildungen von Persönlichkeiten, die an dem jeweiligen Ort Bedeutung erlangten, usw. werden gesammelt und inspirieren den Formwerdungsprozess.
Aber in der Vollständigkeit werden die Inhalte natürlich erst im Laufe der Projektarbeit entdeckt. Das ist beinahe wie eine Forschungsreise. Von den ersten bekannten Zeichnungen und Bildern stossen wir im Laufe der Zeit ja immer tiefer und entdecken das Verborgene und Geheimnisvolle.
Es ist ein sich gegenseitig bedingender Prozess. Die Musiken korrespondieren mit den Bildinhalten, eigene Grafiken und Malereien ergänzen das Gesamtwerk. Allmählich entwickelt sich so ein Spannungsbogen. Vieles geschieht hier aus einer intuitiven Innerlichkeit, aber natürlich werden auch die gültige Regeln der Dramaturgie angewendet.
Rad-Magazin:
Mir ist aufgefallen das sie Oft „WIR“ sagen und sehr positiv von ihrem Team sprechen. Wie hat man sich Ihre Arbeitsweise vorzustellen.
Ingo Bracke:
Eine Inszenierung dieser Größenordnung ist natürlich alleine gar nicht zu stemmen. Für jedes Projekt stelle ich ein Team von Spezialisten neu zusammen. Auf Herrn Kuchenbecker den Audiodesigner kamen wir bereits zu sprechen. Die Dramaturgie und Videosequenzen erarbeite ich mit Edda Dietrich, Künstlerin und Filmemacherin, unterstützt von Maik Helfrich, Medienkünstler und Hochschuldozent aus Hamburg. Bei „LichtKlang.Dom“ haben mehr als 20 Personen mitgearbeitet, vom Lichttechniker bis zum Projektions und Elektronik Spezialisten, vom Musikwissenschaftler bis zur Kunsthistorikerin. Meine Aufgabe war es, das Projekt nach Aussen im Kontakt mit dem Auftraggeber zu entwickeln und nach Innen hin die Regie zu führen. Tägliche Teambesprechungen und selbständig denkende und eigenverantwortlich handelnde Mitarbeiter sind mir sehr wichtig. Tiefe und wahre Kunst kann nur entstehen, wenn man das eigene Ich etwas zurücknimmt und Raum gibt für den Gestaltungs-Flow engagierter und kompetenter Menschen.. So funktioniert für mich auch im Idealfall das Theater machen.
Rad-Magazin:
Können Sie zum Schluss noch etwas über die Publikumsresonanz auf dieses mächtige LichtKlangKunstwerk berichten?
Ingo Bracke:
Das gesamte Werk ist ja auf Resonanz aufgebaut. Gerade die Licht-Farb-Klangräume im Inneren des Doms lassen die Zuschauer in Resonanz mit der Geschichte des Doms und in diesem Fall eben besonders mit dem Leben des Apostel Petrus treten. So findet sich der Betrachter beispielsweise plötzlich selbst im Kerker wieder, wenn riesige Gitterstäbe ihn umgeben und der Leidensgesang des Petrus an der Seele des jeweiligen Individuums rührt. Da die Bilder und die Musik in ihrer Kombination sehr wirkmächtig sind, ist es wichtig, dass ich in meinen Inszenierungen das rechte Maß finde. Die meisten meiner Arbeiten haben eine tiefe spirituelle Dimension, auch bei Projekten, die nicht für Sakralräume konzipiert wurden. Grundsätzlich suche ich nach einer lebensbejahenden und zukunftsfrohen Perspektive auch in Mitten von Gewalt, Intrige und Zerstörung.
In der Performance zu 1000 Jahre Wormser Dom fiel mir das recht leicht, da ich zum Finale der Inszenierung im Inneren des Doms die farbigen Kinderzeichnungen in das mächtige Gewölbe projizieren konnte. Damit konnte ich für einen Moment einen Wandlungsweg aufzeigen, die Tür der Institution „Katholische Kirche“ einen Spalt öffnen und für einen Moment Augenblick das Licht einer menschenfreundlicheren Zukunft hereinscheinen lassen.
Ich kann nur annäherungsweise etwas darüber sagen, wie das Projekt auf die Besucher gewirkt haben muss. Ich biete Bilder aus dem kollektiven Gedächtnis an, und jeder einzelne Mensch wird in der Inszenierung am Ende zu seinem eigenen Regisseur. Er assoziiert aufgrund persönlicher Erfahrungen und eigener innerer Bilder seine originäre Geschichte. So ist der eine vielleicht in seinen Ängsten berührt und der andere kann erhabene Friedensmomente verlebendigen.
Das direkte Feedback von Publikums- und Auftraggeberseite war sehr positiv, es besteht sogar die Überlegung das „LichtKlang.Dom“-Projekt erneut aufzuführen.
Meine schönste persönliche Erfahrung war, als ich die letzten Aufführung gemeinsam mit meinem damals 5 jährigen Sohn und seiner Cousine erleben durfte. Wir lagen im Innern des Doms auf dem Boden, den Blick ins Kreuzrippengewölbe gewandt. Rechts und links von mir ein Kind im Arm, beide verzaubert von der Magie des Augenblicks. Wir haben die vielen Bilddetails bestaunt die über die Wände und Decken glitten. Meine Sohn Nikolas sagte: “Es ist toll, dass mein Papa Künstler ist.“ Und dieser glückliche Moment grub sich Tief in meine Seele ein…
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