licht.atem:DEMOKRATIE
Seit der Eröffnung des Kunstprojektes licht.atem: demokratie / Akt I erleuchtet das Hambacher Schloss allabendlich kunstvoll mit sich stetig wandelnden Lichtzeichnungen und überlagernden Bildebenen des Künstlers Ingo Bracke und entlocken diesem geschichtsträchtigen Ort neue Perspektiven zur Demokratie.
Der große Bogen der Installation ist eine Atembewegung aus Licht. Das kraftvolle Einatmen, die helle Phase, in der das Hambacher Schloss weithin sichtbar erstrahlt, wechselt sich ab mit dem Ausatmen, der Dunkelphase, einem kurzen Moment des Loslassens und der Stille des Zwielichtes. Beim Eintauchen in die Dunkelheit wird das weiße „L-ICH-T“ also das „ICH“ in „LICHT“ zur Farbe, aus der Dunkelheit werden Lichtzeichnungen geboren. Das ist metaphorisch gesprochen so wie in einer Demokratie: Erst im Zusammenspiel aller Farben, d.h. im Zusammenklang aller politischen Couleurs entsteht ein demokratisches Zusammenspiel. Die inhaltliche Ebene der Grafiken entwickelt sich vom „LICHT“ über das „ICH“ zum „DU“ und weiter zum „WIR“.
Nun folgt am Wochenende vom 17. bis 19. Dezember die Eröffnung des Akt II der Lichtinstallation licht.atem: demokratie mit einer zweiten Bildsequenz von Ingo Bracke, die noch stärker das Thema der Vielfarbigkeit in den Mittelpunkt stellt. Mit der Darstellung der Farben des Regenbogens widmet der Künstler Akt II Minderheiten wie der LGBTQ-Community oder Menschen mit Behinderung, die auch im 21. Jahrhundert noch immer gegen Diskriminierung und negative Stereotypisierung ankämpfen müssen. Bracke nutz das Ikon der Rainbow-Flag, welches für eine vielfältige Gesellschaft steht und bricht es zeitlich auf. Das Hambacher Schloss wird also abermals zum Leuchtturm und überbringt die strahlende Botschaft von Inklusion, Toleranz und Solidarität. Die Bildsequenz wird das Hambacher Schloss bis zum 09. Februar 2022 illuminieren.
Die Berliner Künstlerin Edda Dietrich wird ebenfalls an allen drei Tagen vor Ort sein und den Beginn von Akt II mit ihrem kreativen Schaffen bereichern. Allerdings stellt sie die ursprünglich geplante Uraufführung der Lichtperformance „We the Peoples“ zurück und zeigt stattdessen den märchenhaften Farb-, Klang und Lichtzauber „Mensch und Natur“. Dies hat gute und aktuelle Gründe: Die Corona-Lage spitzt sich zu, die damit verbundenen Sorgen und Ängste bestimmen den Alltag der Menschen. Während die angedachte Videoprojektion „We the people“ auch harte Wahrheiten in sich trägt, die zum Nachdenken problematischer Themen anhalten, spendet die Performance „Mensch und Natur“ gerade in diesen schweren Zeiten Trost, Hoffnung und Leichtigkeit und entführt die kleinen und großen Zuschauer*innen für 21 Minuten in eine kaleidoskopische Welt des Lichts, der Farbe und der Schönheit.
Stiftung Hambacher Schloss / 67434 Neustadt a. d. Weinstraße / www.hambacher-schloss.de
Charlotte Dietz
Das Projekt findet im Rahmen des von Ingo Bracke initiierten und kuratierten Kunstprojektes „wolkenhain.aktionen“ statt, welches dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert (www.wolkenhain.de).
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Ingo Bracke
licht.atem: demokratie - Hambacher Schloss
Zur Eröffnung erwartet die Besucher eine über den gesamten Schlossberg hinweg angelegte Licht- und Klangperformance. In einer großformatigen Projektion lässt Ingo Bracke die talseitigen Fassaden des Schlosses in sich langsam auf- und abschwellenden Lichtwellen, die wie Atembewegungen vom Schloss aus weit hinein in die oberrheinische Tiefebene fließen, erstrahlen. Der große Bogen dieser Lichtperformance ist die Atembewegung aus Licht. Aus der Dunkelphase heraus erblühen Grafiken und Textpassagen, die sich auf politische und demokratischen Inhalte beziehen. So wie bei der additiven Farbmischung die Summe aller Lichtfarben Weiss ist, ebenso lässt sich das weiße Licht wieder in seine Farbbestandteile zerlegen. Diese physikalische Eigenschaft des Lichts lässt sich auf die Demokratie übertragen. Erst im Zusammenspiel aller Farben, in der Symphonie aller politischen Couleurs wird die Demokratie lebendig. Der Atem überlagert diese demokratischen Prozesse, indem er im Einatmen alle Partikel der Welt in sich aufnimmt und sich im Ausatmen wieder verströmt.
"In den hellen Phasen liegt die Kraft, aber das Entscheidende ereignet sich in den Dunkelphasen ... im Moment des Ausatmens, des Loslassens, in der Stille des Zwielichts." (Ingo Bracke)
Termine
licht.atem: demokratie
21.11. 21 bis 1.1.22
täglich ab Dämmerung bis Morgengrauen
Hambacher Schloss
Akt I
Der erste Akt besteht aus einer etwa 10 minütigen Bildsequenz, in der sich viele Ebenen überlagern. Zusammen mit einer Soundperformance entsteht ein räumliches Klangerlebnis mit improvisierten Partien, die intuitiv im Moment entstehen. Licht und Klang verleihen der Vielstimmigkeit einer Demokratie einen expressiven Ausdruck. Beim Eintauchen in die Dunkelheit wird das weiße Licht des Schriftzugs L-ICH-T also das ICH in LICHT zur Farbe und aus der Dunkelheit werden Lichtzeichnungen geboren. Die inhaltliche Ebene der Grafiken entwickelt sich vom LICHT über das ICH zum DU und weiter zum WIR. Die Passagen von Licht und Dunkelheit bilden farbige Grenzflächen: Das strahlende, helle Weiß durchquert in seiner abschwellenden Lichtbewegung den Farbenkreis. Für einen kurzen Moment erstrahlt das Schloss in den Farben des Regenbogens.
AKT II
Der zweite Akt stellt die Farben des Regenbogens in den Vordergrund, die für die LGBT-Bewegung stehen. Sie spiegelt die Farben der Vielfalt und die Bandbreite menschlicher Lebensformen und des Geschlechts wider. Bracke lässt die Farben des Regenbogens zeitlich versetzt sichtbar werden.
„Ich möchte den zweiten Akt des Kunstprojektes dem Thema der Minderheiten widmen. Im Osten Europas werden die Lebensrechte von Schwulen und Lesben auch im 21. Jahrhunderts mit Füssen getreten. Und auch in unserer Gesellschaft lässt sich noch viel tun in Punkto Inklusion, u.a. für Menschen mit Behinderung.“ (Ingo Bracke)
Artefakte der absoluten Kunst
Ingo Bracke kehrt nach 14 Jahren an den Ausgangsort seiner ‚Werkgruppe zur Demokratie', einer Lichtinstallation zum 175-jährigen Jubiläum des Hambacher Festes zurück und besetzt mit seinen künstlerischen Positionen eine Schnittstelle, an der sich die vergessene Tradition barocker Festkultur, der Ausstellungsgestaltung, der Operninszenierung und der Bildenden Kunst im Licht durchdringen. Bracke entwickelt hybride Kunstformate für vorgefundene Orte und historische Gebäude, die er vor allem mit den Medien Licht und Klang in temporäre Kunstwerke überführt. Er beleuchtet und erleuchtet so die den Orten innewohnenden Themen und bringt sie durch Resonanzen zum Schwingen. Jüngste Werke dazu in den Jahren 2018 bis 2020 entstanden im Auftrag der Bundesregierung in Berlin und Hamburg. Für die Fernsehtürme und in Dresden für die Brühlschen Terrassen schuf er die Installationsreihe «Demokratie braucht Inklusion».
Dr. Helena Horn
english version:
The cradle of democracy in Germany
The most important episode in the history of Hambach Castle was certainly the Hambach Festival in May 1832, considered one of the most significant events of the dawn of democracy in Germany. The festival’s participants and speakers demanded German national unity as well as a 'confederated republican Europe', freedom of the press, freedom of speech and assembly, and equal rights for women.
Bracke stages a multi-perspective light work on the facade of the castle, making the building appear from a distance like a rhythmically shining lantern >
> as a "lighthouse of democracy"
Ingo Bracke
licht.atem: demokratie - Hambacher Schloss
At the opening, visitors can look forward to a light and sound performance stretching across the entire castle hill. In a large-scale projection, Bracke lets the facade of the castle on the valley side shine in slowly rising and falling waves of light, flowing like breathing movements from the castle far into the Upper Rhine lowlands. The great arc of this light performance is the breathing movement of light. Graphics and text passages referring to political and democratic content blossom out of the dark phase. Just as in additive colour mixing the sum of all light colours is white, white light can be broken down again into its colour components. This physical property of light can be transferred to democracy. Only with the interplay of all colours, in the symphony of all political colours, does democracy come alive. The breath superimposes these democratic processes by absorbing all the particles of the world in the inhale and radiating out again in the exhale.
"In the light phases lies the power, but the decisive moment takes place in the dark phases ... In the act of breathing out, of letting go, in the stillness of twilight."
dates
licht.atem: demokratie
21.11. 21 until 1.1.22
daily from dusk till dawn
Hambacher Schloss
ACT I
The first act consists of an approximately 10-minute sequence of images in which many levels overlap. Together with a sound performance, a spatial sound experience is created with improvised parts that arise intuitively in the moment. Light and sound lend expressive expression to the polyphony of a democracy. When immersed in darkness, the white light of the lettering L-ICH-T, i.e. the I in LIGHT, becomes colour and light drawings are born out of the darkness. The content level of the graphics develops from LIGHT to I to YOU and further to WE. The passages of light and darkness form coloured interfaces: The radiant, bright white crosses the colour circle in its ebbing light movement. For a brief moment, the castle shines in the colours of the rainbow.
ACT II
The second act foregrounds these colours of the rainbow representing the LGBT movement. It reflects the colours of diversity and the range of human life forms and gender. Bracke makes the colours of the rainbow visible in a temporally staggered manner.
"I would like to dedicate the second act of the art project to the theme of minorities. In Eastern Europe, the life rights of gays and lesbians are still being trampled on in the 21st century. And there is still a lot that can be done in our society in terms of inclusion, including for people with disabilities.“ (Ingo Bracke)
Artefacts of absolute art
After 14 years, Bracke returns to the starting point of his 'work group on democracy', a light installation for the 175th anniversary of the Hambach Festival, and with his artistic positions occupies an interface where the forgotten tradition of baroque festival culture, exhibition design, opera staging and the visual arts interpenetrate in light. Bracke develops hybrid art formats for specific locations and historical buildings, which he transforms into temporary works of art primarily with the media of light and sound. In this way, he illuminates and enlightens the themes inherent in the places and makes them resonate through resonance. The most recent related works in 2018 to 2020 were commissioned by the German government in Berlin and Hamburg. For the television towers and in Dresden for the Brühl Terraces, he created the installation series "Democracy Needs Inclusion“.
Dr. Helena Horn
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